In der Regel werden Gebäude und Haushalte für Wärme mit Erdgas oder Heizöl versorgt. Eine moderne und effiziente Alternative hierzu stellt Nah- und Fernwärme dar. Oft wird auch von „zentraler“ Wärmeversorgung gesprochen. Gegenteilig zur herkömmlichen Wärmeversorgung mit Gas oder Öl, die dezentral – also in den eigenen vier Wänden – passiert, wird man mit Nah- oder Fernwärme beliefert. Produziert wird die Energie in Heizkraftwerken oder Heizwerken. Über Rohrsysteme wird dann das heiße Wasser direkt zum Verbraucher geliefert. Die Wärmenetze versorgen meist mehrere Gebäude oder Straßen, manchmal sogar ganze Stadtteile mit Wärme.
Der Unterschied zwischen Nahwärme und Fernwärme ist eigentlich nur ein rein sprachlicher. Die Technik, die hinter beiden Systemen steckt, ist die gleiche. Von Nahwärme spricht man eher, wenn es sich um kleinere dezentralere Netze handelt. Sind die Netze größer und erreichen sie mehr Haushalte, handelt es sich um Fernwärme. Eine genaue Grenze zwischen den beiden Produkten lässt sich nicht ziehen, ist aber aufgrund der gleichen Funktionsweise prinzipiell auch nicht nötig. Rechtlich gesehen fällt Nahwärme erstaunlicherweise auch unter den Begriff der Fernwärme.
Wärme ist in diesem Zusammenhang oftmals ein einfaches Nebenprodukt. Bei der Erzeugung von anderen Energieformen – zumeist Strom – entsteht auch Wärme. Diese Wärmeverluste werden bei der Nah- und Fernwärme effizient genutzt.
Die Technik, die in den meisten Anlagen dahinter steckt, nennt sich Kraft-Wärme-Kopplung (KWK). Bei diesem Vorgang werden Strom und Wärme gekoppelt produziert. Die Brennstoffe, die verwendet werden, sind vor allem fossile Brennstoffe wie Erdgas, Steinkohle oder Braunkohle. Diese werden dann gleich doppelt genutzt: einerseits für die Erzeugung von Strom, aber eben auch für die Wärme. Dies ist äußerst effizient und ressourcenschonend. Über kilometerlange Transportleitungen wird das heiße Wasser, das durch diesen Vorgang erhitzt wird, dann an die Gebäude geliefert und zur Raumheizung und Warmwasseraufbereitung verwendet. Schlussendlich endet der Kreislauf, indem das Wasser wieder kalt zurückgeliefert und erneut genutzt wird.
Andere Techniken, die ebenfalls, wenn auch weniger, zum Einsatz kommen, sind Blockheizkraftwerke, Müllverbrennungsanlagen oder Biomasseheizkraftwerke. In kleineren Anlagen wird oft Biomasse zur Erzeugung von Wärme verwendet. Vorteil ist der signifikant geringere CO2-Ausstoß als bei herkömmlicher Fernwärme. Auch Abwärme aus der Industrie zu nutzen, ist eine Möglichkeit zur Gewinnung von Fernwärme.
Fernwärme findet man am häufigsten in großen, dicht besiedelten Städten. Weniger häufig wird sie in ländlichen Regionen genutzt, da in solchen Gebieten die Einrichtung eines Netzes zu teuer ist und relativ gesehen zu wenige Haushalte abdecken kann.
3.000 (von circa 12.000) Städten und Gemeinden in Deutschland verfügen über eine Fernwärmeversorgung. Die Gesamtlänge des Wärmenetzes beträgt laut Statistik des Energieeffizienzverbands für Wärme, Kälte und KWK e. V. (AGFW) knapp 21.000 km – aufgeteilt in 1.400 eigenständige Wärmenetze.
Der Fernwärmesektor beliefert bereits circa 5 Millionen Haushalte mit Wärme und liegt damit zwischen 5 % und 13,5 % Anteil an der Gesamtversorgung je nach Stadt und Bundesland. In den flächenmäßig größten Bundesländern wie beispielsweise Bayern ist der Anteil aufgrund der relativ ländlichen Umgebung eher gering. In den Stadtstaaten und den neuen Bundesländern liegen die Anteile bei 20 % bis 40 %.
Besonders beliebt ist der Anschluss an das Netz bei Neubauten. Von 7 % im Jahr 2000 ist der Anteil innerhalb von 15 Jahren auf 20 % gestiegen.
Grundsätzlich birgt jede Heizmethode Nachteile, so auch die Nah- und Fernwärme. Unterm Strich gibt es aber keinen Grund Nah- oder Fernwärme nicht zu empfehlen: Möchte man eine verlässliche Wärmeversorgung, ist Fernwärme durchaus eine gute Wahl. Auch bei der Klimabilanz steht sie weit vor Erdgas oder Öl. Einziges Hindernis liegt darin, dass die Netze (noch) nicht deutschlandweit ausgebaut sind und somit nicht für alle Haushalte die Voraussetzungen für den Anschluss an ein Wärmenetz gegeben sind.
Um herauszufinden, ob sich eine Umrüstung auf Fernwärme lohnt, reicht ein reiner Preisvergleich von Fernwärme mit Öl oder Erdgas nicht aus. Denn im Fernwärmepreis sind bereits Umwandlungsverluste enthalten, die bei der Erzeugung der Wärme entstehen. Bei einer Gas- oder Ölheizung entstehen diese Erzeugungsverluste hingegen erst vor Ort im Heizungskessel. Sie benötigen also mehr Gas oder Öl, um die gleiche Menge Wärme zu erzeugen.
Daher sollte man unbedingt einen sogenannten Vollkostenvergleich machen. Hierbei werden alle anfallenden Kosten über den Nutzungszeitraum der Heizung berücksichtigt. Dazu zählen u. a. Anschaffungskosten und Wartung.
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